Offener Brief mit Fragen vom Marktplatzfest

Ein Brief, der Fragen von Standbesuchern am Marktplatzfest aufgreift habe ich gestern per Post an die Schwarz-Grüne Römerkoalition geschickt. Würde mich sehr freuen, wenn wir konkrete Antworten bekommen. Ich glaube, das viele Mitbürger sehr verunsichert sind, die Antworten würden hier zumindest ein bisschen abhelfen.

Hier der Text: 24. Juli 2014

An die Römer-Fraktionen der GRÜNEN und der CDU – Gesammelte Fragen zum Baugebiet Bonames-Ost
Sehr geehrte Damen und Herren,

Auf dem Marktplatzfest in Bonames habe ich mit diversen besorgten Bürgern über das geplante Baugebiet „Bonames-Ost“ gesprochen. Dabei sind doch einige Fragen aufgekommen, die ich gerne jetzt so zusammengefasst an unsere Politiker mit der Bitte um Beantwortung stellen möchte. Da die Fragen nicht nur von mir stammen, erlaube ich mir diese auf der Webseite liebenswertesbonames.de zu veröffentlichen und würde mich freuen, wenn die Fraktionen mir erlauben würden auch ihre möglichst konkreten und endlich auch mal inhaltlichen Antworten auf diese Webseite zu stellen. Vielen Dank!

Frage 1: Infrastruktur alt und neu
Die Infrastruktur in Bonames ist zurzeit an vielen Stellen in einem problematischen Zustand. Bürger erzählten mir von Toiletten in Kitas, die kaum nutzbar sind, und in denen Erziehermangel an der Tagesordnung ist. Die morsche Brücke zum Nordpark wurde gesperrt – ob sie wieder geöffnet wird, ist scheinbar noch nicht entschieden?! Die Spielplätze sind häufig dreckig, einiges ist morsch, Spielgeräte oft monatelang gesperrt. Auch wurden viele Versprechungen aus den letzten Jahren scheinbar nicht eingehalten.
Die Frage lautet also: Wie stellen sich die Vertreter der Stadt vor, jetzt die neue Infrastruktur zu bezahlen und gleichzeitig die alte zu erhalten? Werden hier auch, wie in vielen anderen Baugebieten der Stadt, erst die Einwohner einziehen, bevor dort die Infrastruktur gebaut ist, und somit die neuen Bürger die jetzt schon mangelhafte Infrastruktur mitnutzen?

Frage 2: Glaubwürdigkeit
Es gab vor vielen Jahren eine lange Bürgerbeteiligung, bei der einige Kompromisse zu dem Baugebiet erzielt wurden (siehe ST 0126/61/98). Die schwarz-grüne Römerkoalition hält diese Kompromisse für nicht mehr zeitgemäß. Auch jetzt gibt es wieder Versprechungen und Angebote zur Infrastruktur, z.B. dass die Galgenstraße nicht zur Durchgangsstraße wird, dass neue Kitas, Schulen u.ä. gebaut werden.
Die Frage lautet: Warum sollen die Bürger dieses Mal glauben, dass diese Versprechungen eingehalten werden? Werden sie vielleicht in ein paar Jahren während oder nach der Realisierung des Baugebietes auch „nicht mehr zeitgemäß“ sein? Wie kann die Politik ihre Glaubwürdigkeit wiederherstellen?

Frage 3: Öffentlicher Nahverkehr
Die U-Bahnen sind morgens häufig schon überfüllt. In den Stoßzeiten wird es stadteinwärts spätestens aber der Haltestelle Kalbach in den Bahnen sehr eng. Die U2 soll in den nächsten Jahren aber bis nach Bad Homburg erweitert werden. Laut Zeitungsberichten kommen damit täglich noch viele Passagiere hinzu.
Die Römerkoalition scheint das Problem zu kennen. Immerhin war dies ein Argument gegen den von Herrn Oberbürgermeister Feldmann geplanten neuen Stadtteil hier im Norden der Stadt.
Die Frage lautet: Kann die U-Bahn noch die neu zu erwartenden Passagiere aus dem Neubaugebiet aufnehmen? Warum sind Sie gegen ein vorgezogenes vergleichendes Verkehrsgutachten, das hier (nicht nur in dieser Frage) endlich Klarheit für die Bürgerinnen und Bürger von Bonames schaffen könnte, so wie es z.B. auch die FDP schon länger fordert?

Frage 4: Positivbeispiel
In Frankfurt ist Wohnraum gerade in einigen Gebieten der Innenstadt sehr teuer. Wenn wir die Argumentation korrekt verfolgen, ist zurzeit der Plan, durch den massiven Bau von neuem Wohnraum die Preise zu stabilisieren oder im besten Fall zu senken. Die Besucher des Marktplatzfestes bezweifeln aber, dass man mit neuem Wohnraum im Frankfurter Norden die Preise in der Innenstadt beeinflussen kann. Auch gibt es in der Presse regelmäßig Berichte, dass diese Strategie in vielen Großstädten Europas nicht funktioniert hat (z.B. London oder München), da dort die Wohnungspreise trotz massivem Neubau weiterhin geradezu explodiert sind.
Die Frage lautet: Gibt es denn Positivbeispiele von mit Frankfurt vergleichbaren Städten, in denen diese Strategie funktioniert?

Frage 5: Green City
Frankfurt ist Green City, mit vielen tollen, alten und schönen Bäumen.
Die Frage lautet: Sind Sie so überzeugt von der Strategie (siehe Frage 4) das es sich lohnt hier mehrere hundert zum Teil sehr alte Bäume, zwei tolle Streuobstwiesen, viele sehr fruchtbare Felder und damit Lebensraum für viele zum Teil seltene und geschützte Tiere zu opfern?

Frage 6: Ortsbeirat
Die Siedlung Bonames wird zurzeit von 2 Ortsbeiräten vertreten. Hauptsächlich vom OB 10, der sich aber auch noch um Preungesheim, Berkersheim und den Frankfurter Berg kümmern muss. Ein Teil von „Bonames“ liegt aber auch in Nieder-Eschbach. Somit ist dort der OB 15 zuständig. Ein Teil der geplanten Fläche von Bonames-Ost liegt in Harheim. Damit ist auch der OB dort in Zukunft für Belange von Bonames mitverantwortlich. Eine Partizipation der Bürger an der lokalen Politik ist dadurch strukturell fast unmöglich.
Die Frage lautet: Wie kann hier eine sinnvolle Aufteilung stattfinden? Ist es geplant für Bonames einen eigenen Ortsbeirat einzuführen, um den Bürgern einen einfacheren und direkteren Zugang zur Kommunalpolitik zu verschaffen, ohne zu drei verschiedenen Ortsbeiräten zu müssen, wie das theoretisch zurzeit der Fall ist?
Aktuelle Zusatzfrage nach dem Todesfall in Bonames an der Haltestelle Kalbach:
Augenscheinlich gibt es in Bonames noch immer große soziale Probleme. An kreisende Polizeihubschrauber über Bonames haben wir uns schon fast gewöhnt, an Messerstechereien und Morde wollen wir uns aber nicht gewöhnen. Viele Einwohner glauben, dass zumindest die enge Bebauung im Baugebiet am Bügel einen großen Anteil daran hat. Was der Ort selbst zur Integration und Entspannung beitragen kann, das tut er nach Kräften insbesondere durch sein Vereinsleben, etwa im TSV Bonames oder in den Schrebergärten der Siedlervereinigung Bonames e.V.. Ausgerechnet die letztgenannte soll gemäß der Planung 50 Prozent ihrer Gärten verlieren, was insbesondere die Pächter aus dem Ben-Gurion-Ring betrifft.
Die Frage lautet: Glauben Sie wirklich, dass eine weitere Verdopplung der Einwohner von Bonames auf so engem Raum (man spricht hier im Ort schon von „quergelegten Hochhäusern“) wie es in Bonames-Ost geplant ist, den sozialen Frieden in Bonames nicht stark gefährdet? Meinen Sie, dass dies eine gute Idee ist? Gibt es ein langfristiges Konzept mit diesen Problemen in Zukunft umzugehen?
Viele Grüße,