Der Diesel, die Bauplanung Bonames-Ost und die Stadtluft !

Hallo liebe Leute,

Vor ziemlich genau 3 Jahren schrieb ich an dieser Stelle in einem Absatz folgende Worte:
„Ebenfalls verantwortungslos ist es, mit dem Baugebiet „Bonames-Ost“ die Durchlüftung der gesamten Stadt Frankfurt zu gefährden. Dies könnte den Bonamesern zwar ziemlich egal sein, da wir von der Frischluftzufuhr bevorzugt erreicht werden, aber bereits in den südlichen Nachbarstadtteilen wird sich bei entsprechenden Wetterlagen (Sommer 2015 !) die Klima- und Gesundheitssituation spürbar verschlechtern. Die geplante Bebauung betrifft also nicht nur die Bonameser, sondern die ganze Stadt. Sie kann sogar die Einhaltung von EU-Normen zur Luftreinhaltung gefährden.“

Die Zeit hat mich in kurzen Schritten eingeholt und ich muß heute eingestehen, daß ich dies so nicht mehr schreiben würde, denn mit der laufenden Diesel-Problematik und den damit verbundenen Fahrverboten kann mir die Thematik der Frischluftzufuhr für Frankfurt nicht mehr egal sein (obwohl ich kein Diesel-Fahrzeug besitze).

Denn die Diesel-Problematik und die damit verbundenen sozialen Härten zeigen nun in der Praxis, wie uns die rücksichtslose Mißachtung von Umweltthemen über kurz oder lang vor die Füße fällt und dazu gehört wesentlich nun einmal auch eine Siedlungsstruktur, die der Stadtdurchlüftung nicht im Wege steht.

Die Quadratur des Kreises

Die Quadratur des Kreises zeigt sich in folgender Überlegung: man baut und baut und stellt dann fest, daß die Abgase durch Verkehr, Gewerbe und Heizung auch bleiben wollen und verbietet den vermeintlichen Hauptverursacher.

Die Luft bessert sich möglicherweise. Aber dann baut man weiter zügig die Frisch-luftschneisen zu und stellt wieder fest, daß die Luft schlechter wird und verbietet ………….. und so weiter.

Wo soll das hinführen, wenn wir uns ohne Sinn und Verstand einmauern ?

Jetzt trifft es die Fahrer von Diesel-Fahrzeugen mit einer kalten Enteignung und es ist meiner Meinung nach absehbar, daß es dabei nicht bleiben wird.

Am Beispiel der Bebauung des Riedbergs und dessen Folgen zeigen wissenschaftliche Studien den Werdegang der Luftverschlechterung in Richtung Nachbarstadtteile sehr genau und man würde sich keinen Zacken aus der Krone brechen, hieraus auch einmal zu lernen und die Dinge besser zu machen.

Das Baugebiet Bonames-Ost liegt bekanntermaßen in einem Frischluftentstehungsgebiet und ist eine wichtige Schneise der Taunuskaltluft in Richtung Stadt Frankfurt.                   Dies muß erhalten bleiben.

In der mir bekannten Bauplanung wird der Frischluftthematik keinerlei Rechnung getragen, was neben den ungelösten Verkehrsproblemen und dem zu erwartenden eklatanten Bevölkerungsdruck auf die jetzigen Bewohner Schlimmes erahnen läßt. Bonames wird als liebenswerter Wohnort massiv beeinträchtigt und verschlechtert – auch dies eine kalte Enteignung.

Ich kann der Bebauung Bonames-Ost deshalb nicht zustimmen. Ich lehne diese ab, weil alle umwelttechnischen und soziale Faktoren in der Bauplanung wenn überhaupt, dann miserabel angesetzt wurden.  Sinnvolle Lösungen werden nach dem derzeitigen Stand der Dinge nicht angestrebt.

Ich erwarte von der Politik und zuständigen Stellen dagegen:

  • Eine Darlegung und Antwort, wie die Stadt Frankfurt der Zukunft aussehen soll,
    auch wie die Grenzen des Wachstums aussehen sollen,
  • Eine langfristige gesamtstädtische Planung der Siedlungsstruktur – eine kopflose
    Planung muß ihr Ende finden. Ein Leistungspol wie Frankfurt und Rhein-Main
    verlangt nach feinfühligen und intelligenten Lösungen; Bonames-Ost gehört da
    bestimmt nicht dazu.
  • Eine Förderung der Umlandgemeinden Frankfurts zur Entlastung der Kernstadt,
    deren bessere Anbindung an Internet und stärkere Vernetzung des Verkehrs,
    auch deren bessere wirtschaftlich Vernetzung über das Rhein-Main-Gebiet
    hinaus.

und damit verbunden eine:

  • Dezentralisierung der Siedlungsstrukturen – starke Zentren fördern gravierende
    soziale Verwerfungen,
  • Eine gezielte Sicherung und Förderung der Lebensqualität der vorhandenen Bevölkerung, denn auch die wollen leben und nicht vergessen werden.

Das sind dicke Bretter, die noch gebohrt werden wollen, dennoch halte ich dies für einen sehr erfolgversprechenden Weg und verhindert hoffentlich viele Bausünden und blindes Betonieren.

Dann sollte das Thema mit der Luft auch keines mehr sein.

Mit den besten Grüßen
Euer
Dipl. Geograph Ralf Hohlung