Leserbrief von Margitta in der Rundschau

Gestern wurde ein schöner Leserbrief unserer Sprecherin Margitta veröffentlich. Den darf hier natürlich nicht fehlen. Es geht um den Artikel  „Weniger Neubauten genehmigt“   vom 29.8.14

Seit 30 Jahren – solange ich diese Debatte verfolge in Frankfurt – beklagt die Politik es gäbe zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Was natürlich stimmt! ! Was ist aber in diesem Zeitraum geschehen?

Es wurden in den letzten 10 Jahren mehr Wohnungen gebaut als je zuvor in Frankfurt. Ist dabei bezahlbarer Wohnraum entstanden? Mitnichten. Vor sehr vielen Neubauten prangen die Schilder: „Luxus“, „hochwertig“ „außergewöhnlich“. Für wen wir hier gebaut? Ausländische Investoren kaufen sich ein, um ihr Kapital mit „Betongold“ zu sichern. Für die vielzitierte Krankenschwester und den Polizeibeamten war wieder nichts dabei.

Die perverse Situation in Frankfurt ist, dass dabei bebauter Raum in riesigem Umfang leer steht.

1,6 mio.qm bebauter Büroraum stehen leer und dazu wird immer neu gebaut! Mehrere neue Bürohochhäuser sind im Bau oder sind genehmigt worden.

Geht man bewusst durch die Stadt entdeckt man fast an jeder Ecke leerstehende und oft auch frisch sanierte Bürogebäude mit großen Schildern „Büroraum „ zu vermieten, während nebenan ein neues Bürogebäude hochgezogen wird oder wie z.B. im Westend in zahlreichen schönen Wohngebäuden die Kanzleien und Agenturen residieren und mögliche Wohnungen blockieren.

Dass man bei den Sanierungen oder der sog. „Revitalisierung“ von Bürogebäuden – auch z.Z. an allen Ecken zu beobachten ‚(siehe Goethestraße)– auch Wohnraum entstehen könnte, ist bekannt und wurde auch in sehr kleinem Umfang gemacht. Aber meist entstehen hier auch nur wieder neue Gewerberäume. Die Antwort von vielen Stadtpolitikern ist: Das entscheidet der freie Markt. Aber wozu brauchen wir dann noch die Politik?

Auf der anderen Seite möchte man ständig neue Flächen bebauen und ausweisen, obwohl es einfach auf einem Stadtplan zu sehen ist, dass die Stadt begrenzt ist. Unbebaute Flächen, Wiesen, Weiden, Streuobstwiesen, Kleingärten braucht jede Stadt, um die Lebensqualität für die Menschen zu erhalten, nicht nur als Erholungsraum auch zur Frischluftzufuhr, für das Klima, für Flora und Fauna.

Allein in Hessen im Zeitraum sind von1991 bis 2 012 fast 40.000 ha Land für Verkehrs- und Siedlungsflächen verloren gegangen, obwohl im Bodenschutzbericht der Bundesregierung 2013 ausdrücklich eine Einschränkung des Flächenverbrauches gefordert wird und „ die städtebauliche Entwicklung vorrangig als Innenentwicklung erfolgen soll.“ (Zitat)

Leben wir in Frankfurt auf einer Insel? Während hier Wohnungen fehlen, stehen im Umland halbe Dörfer und Kleinstädte leer und kämpfen ums Überleben, dabei braucht man nicht bis Mecklenburg-Vorpommern zu gehen, das findet auch in Hessen statt. Auf die Dauer wird sich dieses Missverhältnis auf alle negativ auswirken und nur ein Zusammenwirken von Stadt und Umland kann hier helfen.

Es müssen auch Arbeitsplätze im Umland entstehen, und die Möglichkeit des Arbeitens im „Homeoffice“ ausgebaut werden, wodurch auch die Verkehrsprobleme entschärft würden